Der Praxisüberschuss
Der Praxisüberschuss steht leider nicht zur freien Verfügung, denn von diesem gehen noch Steuern und diverse Fixkosten ab, wie zum Beispiel die Beiträge für das Versorgungswerk oder die private Krankenversicherung.
Das führt bei Praxisinhabern nicht selten dazu, dass man zwar einen vermeintlich hohen Gewinn verbuchen kann, dennoch aber das Gefühl hat, sich nichts leisten zu können. Das Geld verrinnt einem sprichwörtlich zwischen den Fingern.
Ordnung schafft die private Liquiditätsplanung
Es ist es unumgänglich, dass man die Sorgfalt, die man für seine unternehmerischen Zahlen aufwendet, auch für seine privaten Finanzflüsse in gleichem Umfang walten lässt.
Was für die Praxis die BWA ist, das ist für den privaten Bereich die Finanzplanung. Sie bildet die Grundlage für alle finanziellen Entscheidungen.
Die 3 finanziellen Masterziele
Die folgenden 3 Ziele haben sich weltweit als die finanziellen Masterziele herauskristallisiert, nach denen die meisten Menschen streben.
1. finanzielle Sicherheit
Ich kann aufhören zu arbeiten, weil alle privaten Ausgaben gedeckt sind.
2. finanzielle Vitalität
Ich kann mir zusätzlich noch die schönen Dinge des Lebens leisten.
3. finanzielle Freiheit
Ich kann vollkommen frei agieren und investieren, ohne zu arbeiten.
Status Quo: Wo stehe ich eigentlich?
Nachdem die Zielrichtung klar ist, ist es wichtig zu wissen, wo man steht. Welches finanzielle Potenzial steht zur Verfügung, um die finanziellen Ziele zu erreichen. Dazu ist es wichtig, den Liquiditätsbedarf zu ermitteln.
Gerade bei Ärzten ist der Liquiditätsbedarf in der Regel sehr hoch. Zum Versorgungswerk gesellen sich regelmäßig noch viele private Altersversorgungsverträge, Kredite für Praxis, das Eigenheim und für vermietete Objekte, private Krankenversicherungen für die ganze Familie und ein generell hoher Lebensstandard.
In den seltensten Fällen hat der Arzt darüber eine detaillierte Übersicht. Von einer Hochrechnung auf die kommenden Jahre ganz zu schweigen. Dabei kann man z.B. die Studienkosten der Kinder auch heute schon beziffern und in die Liquiditätsplanung einbinden.
Den Überblick verschafft eine fundierte Liquiditätsplanung
Eine fundierte Liquiditätsplanung gibt eine detaillierte Übersicht über die aktuellen Kosten, plant schon heute zukünftige Ausgaben mit ein und unterzieht diese Ausgaben diversen Stresstests, wie z.B. Umsatzrückgang, Krankheit oder Tod.
Ein Beispiel: Dr. M. – 36 Jahre alt, verheiratet, 2 Kinder – überlegt ein Eigenheim zu bauen. Kosten des Projektes 700.000 €. Der Finanzierungsaufwand beläuft sich auf 42.000 € jährlich. Dr. M. kann diese Investition aus seinem Liquiditätsüberschuss bestreiten. Dieser beläuft sich nach Abzug aller unternehmerischen und privaten Kosten auf 60.000 €, sodass ein Polster von 1.500 € pro Monat verbleibt.
Bei Krankheit sieht das Ganze aber schon ganz anders aus. Er muss eventuell einen Arzt anstellen, die Praxiseinnahmen reduzieren sich oder fallen ganz weg und die Krankentagegeldversicherung und Berufsunfähigkeitsabsicherung müssen die entstandene Lücke schließen. Der Überschuss wandelt sich mit Krankheitsbeginn in eine Unterdeckung von jährlich mehr als 50.000 €, die ausgeglichen werden muss. Das ist keine gute Ausgangssituation, um schnell wieder gesund zu werden.
Betrachtung nach tatsächlichem Bedarf
Diese Berechnungen finden im normalen Alltag des Arztes wenig oder gar keine Berücksichtigung. Die Absicherungen werden in aller Regel nach der finanziellen Möglichkeit des Arztes oder dem verkäuferischen Geschick des Finanzberaters getroffen.
Eine Betrachtung nach dem tatsächlichen Bedarf findet meist nicht statt. Dabei sollte doch genau dies im Mittelpunkt aller finanziellen Entscheidungen stehen. Oftmals kommt bei einer genauen Betrachtung heraus, dass bereits getroffene finanzielle Entscheidungen den Arzt in seiner Existenz gefährden können, wenn mal nicht alles im Leben glatt läuft.
Die 3 häufigsten finanziellen Fehler, die es zu vermeiden gilt
Nummer 1: Steuern
Gerade bei steigenden Umsätzen in den ersten Jahren nach der Niederlassung passiert es häufig, dass die Steuer-Vorauszahlungen nicht den Umsätzen angepasst werden.
Mehr Umsatz bedeutet natürlich auch mehr Steuerlast, die wiederum einer höheren Steuer-Vorauszahlung bedarf. Passt man dies nicht rechtzeitig an, stehen Nachzahlungen an, die bei fehlender Liquidität sehr weh tun können.
Es empfiehlt sich daher ein separates Steuerkonto anzulegen und regelmäßig angepasste Steuer-Zahlungen darauf zu tätigen.
Nummer 2: Abschreibungen in der Arztpraxis
Wird in die Praxis investiert, kann man die Investitionen steuerlich abschreiben. Man nennt dies Absetzung für Abnutzung (AfA). Diese Abschreibungen führen dazu, dass man seine Steuerlast in der Praxis verringert und dadurch die freie Liquidität erhöht. Diese freie Liquidität ist eigentlich dafür geschaffen, um die Anschaffung zu tilgen. Dies wird aber in der Praxis häufig vernachlässigt.
Man verkonsumiert lieber die geschaffene Liquidität und erhöht seinen Lebensstandard. Das kann dann zu einem Problem werden, wenn die Abschreibungsfrist abgelaufen und der Steuervorteil nicht mehr vorhanden ist.
Plant man aber die Abschreibung sorgfältig und baut den Abschreibungsplan in die Finanzplanung ein, kann man die Liquiditätsschwankungen vorhersehen und frühzeitig darauf reagieren.
Nummer 3: zu hohe Lebenshaltungskosten
Fehlende Übersicht über die Lebenshaltungskosten kann zu einem Lebensstandard führen, den die Praxis so nicht hergibt. Man nimmt vom Praxiskonto, was eben da ist und übersieht oft Zahlungen, die längerfristig anstehen.
Die Urlaube sind zu weit, die Autos zu groß, die Geschenke zu teuer. Es fehlt das Controlling. Hier kann ein Unternehmergehalt Abhilfe schaffen.
Überweist man sich jeden Monat einen festen Betrag, mit dem man seine privaten Ausgaben decken kann, und stimmt diesen dann regelmäßig mit den Praxiseinnahmen ab, hat man eine gewisse Kontrollfunktion. Ist am Ende des Geldes noch Monat da, dann ist das Gehalt zu niedrig oder der Lebensstandard zu hoch. Hat man Reserven in der Praxis, dann kann man das Gehalt erhöhen. Hat man keine finanziellen Reserven muss der Lebensstandard gesenkt werden.
Das Unternehmergehalt sollte genau wie die Steuern auf ein separates Konto fließen, um die Finanzströme kontrollieren zu können.
Ein professioneller Finanzplan ist die Lösung
Ein professioneller Finanzplan bewahrt vor finanziellen Fehlentscheidungen. Zuerst werden alle Einnahmen und Ausgaben gegenübergestellt und sämtliche Finanzprodukte kommen auf den Prüfstand. Unrentable Finanzprodukte werden analysiert und danach eliminiert.
Ein Kontensystem hilft, die Finanzströme nachvollziehbarer und steuerbar zu machen. Mit einem Unternehmergehalt hat der Arzt Gewissheit darüber, welche Geldsumme er privat unproblematisch ausgeben kann.
Mit der Klarheit über die Finanzen kommen dann auch die Ideen, die benötigt werden, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Der Fokus kann dann auch wieder mehr auf andere wichtige Dinge gelenkt werden, die durch finanziellen Stress oft zurückstehen müssen.